99 Jahre voller Leben
Emma Schuchlenz (99) war bis ins hohe Alter Wirtin in Hengsberg. Ein ganzes Jahrhundert hat die gebürtige Schweizerin durchlebt und durchlitten, zwei Kinder aufgezogen und während des Krieges alleine ihren Gasthof geführt. Jetzt lebt sie im Pflegewohnhaus in Preding, wo man alles daran setzt, dass sie sich ebenso wohl fühlt wie in ihrem früheren Zuhause.
"Man muss die Karotten reiben, dann ein bisschen stehen lassen", erzählt Emma Schuchlenz. "Dann kommen Salz, Zucker und ein bisschen Zitrone drauf, das ist wichtig." Während sie spricht, tanzen ihre Finger über den Tisch, ahmen reflexhaft die Arbeitsschritte nach. Es ist das Rezept für ihren berühmten Karottensalat, den die 99-Jährige in ihrem Wirtshaus in Hengsberg den Gästen servierte. Sie erinnert sich an jeden Arbeitsschritt, jedes Detail. Kaum verwunderlich, denn es ist gar nicht so lange her, dass sie täglich in der Gaststube stand: Erst mit 79 Jahren hörte Emma Schuchlenz auf, als Wirtin zu arbeiten. All ihre Erinnerungen drehen sich um diesen, ihren Gasthof in Hengsberg.
Die Kriegsjahre
Emma Schuchlenz wird 1919 im Kanton Luzern in der Schweiz geboren. Mit zwanzig Jahren geht sie in die Südsteiermark, führt gemeinsam mit ihrem Mann ein Gasthaus, eine Fleischerei und eine Landwirtschaft. Bald darauf bricht der Krieg aus, ihr Mann wird eingezogen und gerät an der Westfront in Kriegsgefangenschaft. Sechs Jahre lang ist er fort, Emma führt in dieser Zeit den Hof und zieht ihre beiden Kinder alleine auf. Nach seiner Rückkehr beginnen sie gemeinsam von vorne, doch Emma verliert ihren Mann recht früh. Alleine führt sie den Gasthof weiter und bleibt trotz der Anstrengungen bis ins hohe Alter kräftig und gesund.
Ein zweites Zuhause
Erst Anfang 2019 zieht sie aufgrund einer Verletzung schließlich ins Pflegewohnhaus Preding. Hier wird Frau Schuchlenz liebevoll betreut und bekommt regelmäßig Besuch von ihren Kindern und Enkeln. Sie unterhält ihre Zimmernachbarin mit Geschichten aus ihrem bewegten Leben und ist immer noch agil genug, um täglich die Turnstunde zu besuchen. Wenn sie ein wenig Ruhe hat, näht sie, liest die Zeitung oder pflegt ihre Zimmerblumen. Auch wenn sie ihren geliebten Hof und Hengsberg vermisst, fühlt sich Emma Schuchlenz hier wohl: